Einfache Hormonblockade Print Icon

 

Auch als Androgen-Deprivations-Therapie ADT1 bezeichnet.
Eingesetzt wird die einfache Hormonblockade, wenn keine Totaloperation oder eine Bestrahlung geplant ist (z.B. zu hoher PSA und/oder Agressivitätsgrad oder aus Altersgründen). Zur Anwendung gelangt in der Regel ein LH-RH-Analogon (die Monats- oder 3-Monatsspritze) zur Senkung des Testosteron-Spiegels auf das Kastrationsniveau (sollte spätestens nach 3 Monaten erreicht sein). Dauert die Erreichung dieses Zieles länger, kann es sein, dass das gespritzte Medikament (Zoladex ?) nicht richtig wirkt. In diesem Falle kann die Behandlung mit "Eligard" fortgesetzt werden. Das ist ein anderer Wirkstoff in der doppelten Menge wie z.B. auch bei "Enantone /-Trenatone". In diesem Zusammenhang ist anzuraten einmal den "LH-Wert" bestimmen zu lassen. Dieser muss kleiner als 1,0 ng/ml sein. Generell sehr wichtig ist die Bestimmung des eigenen Testosteronspiegels unmittelbar vor Beginn einer Hormonbehandlung und dann alle 8 Wochen. Der Urologe kann sonst nicht mit Sicherheit feststellen ob die Hormonbehandlung wirkt. Die Reduzierung des PSA reicht nicht aus.
Das Testosteron wird zu ca. 90 % in den Hoden und zu ca.10 % in den Nebennierenrinden produziert. Der Befehl an die Hoden wird vom Gehirn gegeben. Durch die Antihormon-Spritze oder den LHRH-Agonisten wird der Befehl unterdrückt und die Hoden produzieren nahezu kein Testosteron. Das gleiche kann man natürlich auch durch das Entfernen der Hoden erreichen, allerdings ohne Not sollte der Betroffene dieser Lösung nicht zustimmen, denn u.U. wird die Testosteronproduktion der Hoden später noch gebraucht.

Charles Huggins erkannte in den frühen Vierzigern des 20. Jahrhunderts den Zusammenhang zwischen Prostatakrebswachstum und dem männlichen Sexualhormon Testosteron; wofür er auch 1966 des Nobelpreis erhielt. 40 Jahre lang war die Hodenentfernung oder Orchietektomie oder Kastration die einzige hormonelle Einwirkungsmöglichkeit beim metastatisierenden Prostatakrebs. Mit ihr ist es möglich 90% der Produktion von Testosteron zu verhindern. Die restlichen 10% werden durch Testosteron-Vorstufen in den Nebennieren erzeugt.
Ab ca. 1985 kann die Testosteron-Produktion in den Hoden medikamentös mit den sog. LHRH-Agonisten (Zoladex, Enantone, Decapeptyl usw.) in Spritzenform verhindert werden.
Seit ca. 15 Jahren sind deshalb die LHRH-Agonisten die Therapie der ersten Wahl und die Hodenentfernung wird nur noch in wenigen absoluten Ausnahmefällen durchgeführt.
Es gilt daher allgemein die Aussage, dass die unbegründete Hodenentfernung in der heutigen Zeit eine grobe Körperverletzung darstellt.

Leider wirken die Antihormon-Spritzen nicht ewig. Sie können zwar die Testosteronproduktion für immer ausschalten. Allerdings entwickeln sich dabei die Prostatakrebszellen von hormonabhängigen zu hormonunempfindlichen Krebszellen. Die Antihormon-Spritzen sind dann bei einem hormonunempfindlichen Prostatakrebs wirkungslos!
Bevor auf Grund dieser Entwicklung die Therapieform gewechselt wird, ist zu prüfen, ob der Tumor tatsächlich hormonrefraktär ist. Hierzu wird das Testosteron im Blut untersucht. Anteil dann kleiner als 50ng/ml. Eine mögliche Therapieform wäre die Sekundäre Hormontherapie (mit den Medikamenten Flutamid + Casodex 150 mg.

Die Antihormon-Spritze hält den Prostatakrebs in der Regel 6 bis 10 Jahre in Schach. Allerdings ist diese Aussage sehr differenziert zu betrachten. Es gibt Betroffene, da wirkt die Spritze bereits nach einem Jahr nicht mehr. Bei anderen hält die Wirkung viele Jahre an. Aus diesen Gründen ist es auch nicht sinnvoll eine Hormontherapie bei "jüngeren" Betroffenen anzuwenden, wenn die Diagnosewerte z.B. eine "heilende" Totaloperation zulassen.
Die Antihormon-Therapie wird angewendet, wenn die Prostata aus medizinischen oder Altersgründen nicht entfernt oder bestrahlt werden kann oder der Betroffene sich für die Dreifache Hormonblockade (siehe weiter unten) entscheidet. Sind allerdings trotz einer totalen Entfernung der Prostata Mini- oder Mikrometastasen im Körper, ist die Antihormontherapie zur Zeit die einzige wirkungsvolle Waffe! Es wird aber auch bei der Brachy- und/oder Strahlen-Therapie die Antihormonbehandlung ergänzend eingesetzt. Welche Anwendung den größten Nutzen erzielt ist z. Zt. nicht sicher.
Mit welchen Nebenwirkungen muss der Betroffenen rechnen?

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Osteoporose
  • Erhöhung der Leberwerte (es ist eine sehr strenge Kontrolle notwendig)
  • Durchfall
  • Brustwachstum
  • Eingeschränktes körperliches und geistiges Leistungsvermögen
  • Verlust der sexuellen Aktivität (Verlust der Potenz)

Wichtig ist: Die Hitzewallungen und die Schweißausbrüche lassen sich mit zusätzlichen Medikamenten in den Griff bekommen. Der Ausbildung einer Osteoporose kann durch die Einnahme von Medikamenten vorgebeugt werden.
Das Brustwachstum kann durch eine einmalige Bestrahlung verhindert oder eingeschränkt werden. Diesen Schritt sollte man sich aber gut überlegen. Es kann zu merkbaren Nebenwirkungen kommen. Viele Betroffene ertragen deshalb das Brustwachstum ohne Gegenmittel. Auf alle Fälle vor einer Behandlung ein aufklärendes Gespräch mit dem Strahlentherapeuten führen! Besonders bei einer Hormontherapie muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der Urologe immer wieder den PSA, das Testosteron, NSE und CGA überprüft.

Wie sieht es mit den Kosten aus?
Die anfallenden Kosten werden von der Gesetzlichen Krankenkasse bezahlt Wie lange dauert eine solche Hormonblockade?
Die Behandlung soll solange wie es nur möglich ist (also lebenslang) durchgeführt werden,

  • d.h. bis sie keine Wirkung mehr zeigt bzw.
  • bis zu einem evtl. Fortschreiten (wachsen) des Krebses.

Dieses ist dann der Fall, wenn sich die hormonunempfindlichen Zellen im Tumor vermehren und der Tumor auf die Hormonbehandlung nicht mehr anspricht. In der Regel steigt der PSA-Wert in dieser Phase merkbar an.

Die Folgen:
Es muss ein Therapiewechsel eingeleitet werden. Diese kann eine Strahlen- oder eine Chemotherapie sein. Manchmal hilft auch eine zeitlich begrenzte Unterbrechung der Hormonblockade (intermittierende Hormontherapie).
Entwicklung: Die einfache Hormonblockade verliert immer mehr an Bedeutung und wird abgelöst durch die zweifache Hormonblockade.